Arkadi und Boris Strugatzki – Es ist schwer, ein Gott zu sein

Es ist schwer, ein Gott zu sein

von Arkadi und Boris Strugatzki


21.05.2021

  • Klassiker
  • ·
  • Phantastik

Es ist schwer, ein Gott zu sein ist nach Picknick am Wegesrand wohl das bekannteste Werke der berühmten russischen Autoren und Brüder Boris und Arkadi Strugatzki und zugleich ein weiteres, als Abenteuerroman getarntes, spannendes Gedankenexperiment.

Ein Historiker auf Arkansor

Die Handlung spielt in der fernen Zukunft, in der eine kommunistisch geprägte Erde in den Weltraum vordringt und dabei einen erdähnlichen Planeten entdeckt, der historisch noch im Mittelalter steckt. Zu Beobachtungszwecken werden Historiker auf den Planeten geschickt, die trotz geistiger, körperlicher und technologischer Überlegenheit nicht aktiv in die Geschichte des Planeten eingreifen dürfen, da ihre gottähnliche Kräfte negativen Einfluss auf die Entwicklung der menschenähnlichen Bewohner nehmen könnten.

Einer dieser Historiker ist der junge Anton, der getarnt als adliger Don Rumata, ein Leben in Saus und Braus führt. Als schließlich faschistische Kräfte im Königreich Arkansor die Überhand gewinnen und Künstler und Intellektuelle verfolgen und ermorden, stellt er seine Rolle als Beobachter infrage.

Ansätze eines Abenteuerromans

Geplant war dieser Roman ursprünglich als Abenteuerroman im Geiste Alexandre Dumas und die Konstruktion vieler Szenen zeugt noch von dieser ursprünglichen Idee. Anton wird für den Spross einer berühmten Familie gehalten und hat innerhalb kürzester Zeit einen Ruf als trinkfester und äußerst kampfkräftiger Schnösel im Königreich Arkansor erworben. Die ihm auf der Erde unbekannten rauen Sitten und Gebräuche seines Standes gehen ihn schon bald in Fleisch und Blut über. Aus seiner zugegebenermaßen privilegierten Position heraus ist es dem Leser möglich, einen Blick in das Königreich zu werfen. Wie eingangs erwähnt spielt die Handlung in einer mittelalterlichen Welt mit all ihren Unannehmlichkeiten. Standesdünkel, Gewalt und mangelnde Körperhygiene gehören zum Alltag und werden in aller Ausführlichkeit beschrieben.

Macht und Verantwortung

Obwohl es ihm in seiner Rolle als Beobachter eigentlich verboten ist, aktiv in die Geschehnisse einzugreifen, nutzt er seine Kräfte um Künstler und Wissenschaftler vor den Fängen des Ministers Don Reba zu schützen, dem Kopf einer faschistischen Bewegung, die im Königreich immer mehr Macht erlangt. Anton befindet sich in einem Spagat zwischen Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl und die damit verbundenen Selbstzweifel und Probleme werden von den Gebrüdern Strugatzki authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Anton ist gefangen zwischen den Welten und es fällt dem Leser leicht, seine Rolle einzunehmen und sich die Frage zu stellen, was das Richtige wäre.

Unterhaltsamer Schreibstil

Der Schreibstil der Brüder ist sehr angenehm und leicht und zudem durchzogen von zahlreichen Actionszenen, die die Seiten nur vorüberfliegen lassen. Trotz der Schwere der Thematik gibt einige humorvolle Stellen, die das ansonsten recht bedrückende Szenario auflockern, es aber niemals ins Lächerliche rücken. Dazu tragen auch zahlreiche Nebencharaktere bei, die mangels Umfang des Bandes zwar keine große Rolle spielen, die dennoch zu polarisieren wissen und die Stimmung entweder wie Don Reba oder die Mitglieder des grauen Schwadrons verdüstern, oder wie der sympathische und trinkfeste Don Pumba dem Leser ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Kritik an der Sowjetunion

Es ist doch ein wenig überraschend, dass Es ist schwer, ein Gott zu sein 1964 im Molodaja Gwardija Verlag erscheinen durfte, enthält er doch zahlreiche Anspielungen und Seitenhiebe auf Stalin und seiner Auslegung des Kommunismus. So ähnelt die von den Historikern vertretene Basistheorie des Feudalismus ziemlich stark dem von Karl Marx und Friedrich Engels inspirierten Historischen Materialismus und die Brüder zeigen das Versagen und den Unsinn dieser Theorien sehr deutlich auf. Auch sollte Antons Antagonist, der umtriebige Minister Don Reba ursprünglich Don Rebja heißen, was ein Anagramm für Stalins Geheimdienstchef Berja ist, doch ihr Freund Iwan A. Jefremov konnte sie dazu überreden, dies noch vor der Veröffentlichung zu ändern.

Auch die Verfolgung von Intellektuellen erinnert stark an Stalins Säuberungswellen und im Anhang verdeutlicht Boris Strugatzki auch, dass ein wesentlicher Antrieb die Verfolgung moderner Künstler in der Sowjetunion war. Mit diesem Werk versuchen sie darzustellen, wie schnell solche Bewegungen aus Vorurteilen und Abneigungen entstehen können und was für gravierende Ausmaße diese annehmen könnten.

Pro/Contra

Pro
  • Packende Handlung
  • Unterhaltsamer und anspruchsvoller Abenteuerroman
  • Kaum verhüllte Stalin-Kritik
Contra

Fazit


Es ist schwer, ein Gott zu sein ist ein großartiger Science Fiction Roman mit großen Fantasy Einschlag und gehört nicht umsonst zu den meistverkauften Werken der Strugatzkis. Die Mischung aus Mantel und Degen Roman, Stalinkritik und anregenden Fragestellungen weiß auch heute noch zu begeistern und kann jedem ans Herz gelegt werden, der einen anspruchsvolleren Abenteuerroman sucht.

autor: Arkadi und Boris Strugatzki

Titel: Es ist schwer, ein Gott zu sein

Seiten: 320

Erscheinungsdatum: 1964

Verlag: Golkonda Verlag

ISBN: 9783453526860

übersetzer: Arno Specht

illustrator: –

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