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Ein Dämon zu viel

von Robert Asprin


03.02.2023

  • Fantasy
  • ·
  • Phantastik

Ein Dämon zu viel stellt den Auftaktband der humorvollen Dämonen-Reihe (Myth Adventures) von Robert Asprin dar. Wie gelingt der Einstieg in die diesen Klassiker der humorvollen Fantasy?

Mentor wider Willen

Der Magier Garkin ist um seinen Zauberlehrling Skeeve wahrlich nicht zu beneiden, zeichnet dieser sich doch nur selten durch Eigenschaften wie Fleiß oder Begeisterungsfähigkeit aus. Seine berufliche Zukunft sieht er in der Diebesbranche und betrachtet trotz durchaus vorhandenen Talents die Magie als Zeitverschwendung.

Um seinen Lehrling zu beeindrucken, beschwört Garkin schließlich einen Dämon, doch unglücklicherweise wird er währenddessen Opfer eines Auftragsmörders. Zudem entpuppt sich der beschworene Dämon Aahz als Magier einer anderen Dimension, der bei diesem Ritual seine Kräfte verloren hat.

Aahz und Skeeve bleibt fortan keine andere Möglichkeit, als sich miteinander zu arrangieren und gemeinsam von Missgeschick zu Missgeschick zu stolpern …

Klassiker der humorvollen Fantasy

Robert Asprins Dämonen-Reihe zählt zu den Klassikern des Genres und brachte es im Lauf von mehr als vierzig Jahren (der erste Band erschien 1978) auf 19 von ihm selbst verfasste Romane. Jedoch ist die Reihe in Deutschland in der Versenkung verschwunden und steht nach wie vor im Schatten der berühmten Scheibenwelt. Der Blanvalet Verlag hat sich nun zu einer Neuauflage der ersten vier Bände entschlossen und damit der deutschen Leserschaft die Möglichkeit eröffnet, die Reihe wiederzuentdecken, ohne sich den Schrecken der alten Bastei-Lübbe-Cover aussetzen zu müssen.

Konventionen auf den Kopf gestellt

Robert Asprin entführt uns in seinem ersten Dämonen-Roman zunächst in ein klassisches Fantasy-Szenario, das durch altbekannte Stereotype wie eine Schüler-Mentor-Beziehung, geheimnisvolle Magier, edle Ritter oder die Rettung der Welt vor dem bösen Erzfeind geprägt ist.

Dass diese Motive allerdings nur das Ausgangsszenario bilden, wird uns spätestens mit der Ankunft des Dämons Aahz deutlich gemacht. Dämon ist in Asprins Kosmos nämlich keine Bezeichnung für übernatürliche Wesen, sondern eine Abkürzung für Dimensionsreisende – mögliche Verwirrungen sind wohl der Übersetzung geschuldet. Unter dem Aspekt des Dimensionsreisens eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten, genreatypische Aspekte in die Erzählung zu integrieren und bei Bedarf auch wieder zu entfernen und völlig neue Szenarien zu entwerfen. Der Autor soll im Laufe der Reihe davon noch reichlich Gebrauch machen und sorgt damit dafür, dass die an sich nicht sonderlich komplexen Welten ausgetauscht werden, bevor sich beim Leser Ermüdung breitmachen kann.

Ein ungleiches Duo

Von alledem ahnt unser Hauptcharakter Skeeve noch nichts. Seine Lehrstelle beim Magier Garkin hatte er ursprünglich nur angenommen, um nicht verhungern zu müssen und große Ambitionen hegt er sowieso nicht – Magie ist für ihn nur dann interessant, wenn sie praktische Bezüge zum Diebeshandwerk aufweist. Er zeichnet sich dabei vor allem durch seine Naivität aus, die beinahe schon einfältig anmutet. Doch neben seinem durchaus vorhandenen Talent für die Magie zeigen uns gelegentlich auftauchende Geistesblitze, dass hinter dieser Fassade eine starke Persönlichkeit verborgen liegt.

Auch wenn Skeeve uns als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt, ist eigentlich sein Mentor Aahz der treibende Motor der Handlung. Er entspricht so gar nicht dem Bild, das wir von einem Jahrhunderte alten (ehemaligen) Magier haben, sondern zeichnet sich vor allen Dingen durch Gerissenheit, Geiz und Gier aus. Sein Wissen nutzt er nicht dazu, um nach Weisheit oder Vollkommenheit zu streben, sondern um sich an den unbedarften Bewohnern anderer Dimensionen zu bereichern. Dabei stellt er sich allerdings so geschickt an, dass man ihn einfach nur mögen muss – selbst, wenn er einem edlen Ritter noch das letzte Hemd abschwatzt.

Die sich zwischen diesen beiden ungleichen Charakteren ergebende Dynamik macht dabei einen großen Reiz dieses Romans aus, sorgt es doch immer wieder für Lacher, wenn sich Skeeve wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Weltgeschichte bewegt und Aahz die beiden aus allerlei brenzligen Situationen herausmanövrieren muss.

Über dieses Duo hinaus füllt eine Reihe von nicht minder unterhaltsamen und vielfältigen Charakteren den Roman mit Leben. Gerne nimmt sich Asprin dabei der bereits erwähnten Stereotype an und haucht ihnen nach dem bei Skeeve und Aahz benannten Muster neues Leben ein. So begegnen wir ebenso skurrilen wie liebenswerten Gestalten wie interdimensional gefürchteten Feilschern, dem hoffnungslos naiven Ritter Ganzfix, dem Schlacht-Einhorn Butterblume oder auch dem verspielten Baby-Drachen Gliep.

Oberflächlich, aber unterhaltsam

Asprins Humor funktioniert dabei vor allem auf zwei Ebenen. Auf der einen Seite handelt es sich bei dem Roman um eine typische Buddy-Komödie, die sich durch klassische Situationskomik mitsamt der obligatorischen Slapstick-Einlagen auszeichnet. Zum anderen hat er durch den Aspekt des Dimensionsreisens die Möglichkeit, in einem klassischen Fantasy-Szenario eigentlich atypische Aspekte zu integrieren und sie bewusst aufeinanderprallen zu lassen.

Das wichtigste Stilmittel stellen dabei die humorvollen Dialoge dar, die einen Großteil des Romans ausmachen und prägen und damit für ein hohes Erzähltempo sorgen. Inhaltlich bewegt er sich nicht über den Aspekt der Parodie des Fantasy-Genres hinaus, sodass zumindest dieser Roman der Reihe in dieser Hinsicht recht oberflächlich bleibt. So muss sich der geneigte Leser neben gelungenen Parodien vor allem mit zahlreichen Wortwitzen begnügen, die zwar in weiten Teilen funktionieren, aber an einigen wenigen Stellen doch recht stumpf anmuten (Stichwort Dimension Perv).

Einen mehr als nur unterhaltsamen Bonus stellen die Zitate am Anfang jedes Kapitels dar, die die Geschichte noch einmal zusätzlich aufwerten.

Was bleibt?

Ein Dämon zu viel von Robert Asprin stellt einen gelungenen Auftaktband dar, der sich vor allem durch seine humorvollen Dialoge und Parodien auf altbekannte Fantasy-Klischees auszeichnet. Während der Humor noch nicht – wie in späteren Bänden – gesellschaftliche Aspekte aufgreift, ist sein Spiel mit den Erwartungshaltungen eines Fantasy-Lesers für sich alleine schon unterhaltsam genug. Allerdings muss man Wortwitzen auch etwas abgewinnen können, ansonsten könnte die Lektüre anstrengend werden. Wer einen unterhaltsamen und kurzweiligen Fantasy-Roman sucht, wird mit diesem Band fündig werden!

Gewöhnliches Taschenbuch – akzeptable Cover

Die mir vorliegende Ausgabe entstammt der Neuauflage des Blanvalet-Verlages und entspricht allen Erwartungen, die man an ein handelsübliches Taschenbuch dieser Preisklasse stellt. Das von Max Meinzold gestaltete Cover zählt sicherlich nicht zu den Meilensteinen der Cover-Gestaltungsgeschichte, bewegt sich aber zumindest Welten über den alten Bastei-Lübbe Cover Motiven.

Da mich die alten Cover vom Kauf der alten Ausgaben abschrecken, kann ich die Neuübersetzung von Sylvia Brecht leider nicht mit der alten Übersetzung vergleichen – jedenfalls liest sich ihre Übersetzung sehr rund und bietet keinen Anlass zur Kritik. Dass so manche Abkürzung und/oder Wortwitz nicht ganz einleuchtet, ist wohl dem Sprachklang an sich geschuldet und sollte in meinen Augen nicht der Übersetzerin angelastet werden.

Pro/Contra

Pro
  • unterhaltsames und kurzweiliges Abenteuer
  • humorvolle Dialoge
Contra
  • tiefsinnigen Humor darf man (zumindest im ersten Band) noch nicht erwarten

Fazit


Ein Dämon zu viel von Robert Asprin ist eine kurzweilige und humorvolle Parodie des Fantasy-Genres, die für einige Stunden gute Unterhaltung bietet.

autor: Robert Asprin

Titel: Ein Dämon zu viel

Seiten: 224

Erscheinungsdatum: 1978

Verlag: Blanvalet Verlag

ISBN: 9783734162793

übersetzerin: Sylvia Brecht

illustratorIn: –

Reihe: Die Dämonen (1)

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