Buch Frontalansicht Doyle Die Abenteuer

Sherlock Holmes: Die Abenteuer

von Arthur Conan Doyle


08.07.2022

  • Klassiker

Nach dem gelungenen ersten Sammelband war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich wieder ins London des 19. Jahrhunderts stürzte. Die Abenteuer setzt dabei chronologisch die Abenteuer des Ermittlerduos fort. Wie sich das Duo in kurzer Form schlägt, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Das berühmte Ermittlerduo in kurzer Form

Die Sammlung beginnt mit einem echten Klassiker. In Ein Skandal in Böhmen möchte der König von Böhmen heiraten und fürchtet aufgrund einer Jugendsünde kompromittiert zu werden. Holmes soll die Fotos besorgen, stößt dabei auf unerwarteten Widerstand in Form von Irene Adler, einer der wenigen Menschen, die Holmes das Wasser reichen können. Der Bund der Rothaarigen ist eine absurd-komische Geschichte über einen Bund von …. Rothaarigen. Ein Ladenbesitzer wird als Abschreiber (sic) zu fürstlichen Bezügen eingestellt, bis der Bund eines Tages von der Bildfläche verschwindet. Sherlock beginnt zu ermitteln und natürlich steckt mehr dahinter, als man anfangs ahnt…

Eine Frage der Identität ist die Geschichte einer jungen Frau, die von ihrer Familie schändlich ausgenutzt wird. Sie glaubt, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben, doch in Wahrheit handelt es sich um ein perfides Täuschungsmanöver. In Das Rätsel von Botscome Valley wird ein junger Mann des Mordes an seinen Vater beschuldigt und jeder ist von seiner Schuld überzeugt. Jeder bis auf Holmes …

In Die fünf Orangenkerne erbt ein junger Mann das Vermögen seines Onkels, allerdings weiß er nicht, dass sich dieser viele Feinde gemacht hat, die nun ihr Geld zurückwollen. Der Mann mit der entstellten Lippe zählt zu den Highlights des Bandes. Ein Mann verschwindet und ein stadtbekannter Bettler wird verdächtigt. Auch wenn man das Ende schon ahnt, so ändert es nichts am großen Unterhaltungsfaktor dieser Erzählung.

In Der blaue Karfunkel deckt Arthur Conan Doyle auf, was Sherlock Holmes, eine Weihnachtsgans und ein überaus wertvoller Diamant miteinander zu tun haben. Das gefleckte Band führt Holmes und Watson auf das extravagante Anwesen eines betrügerischen Adligen, der es auf das Leben seiner Nichten abgesehen hat.

Der Daumen des Ingenieurs erzählt von einem Ingenieur in Not, der nur knapp dem Tod entkommen kann. Der adlige Junggeselle, ein weiterer Klassiker, ist die Geschichte eines Adligen, der am morgen seiner Hochzeit verlassen wird und nun verzweifelt auf der Suche nach seiner Braut ist. Das Beryll Diadem lehrt einem Bänker, dass der erste Eindruck nicht immer der richtige ist.

Die abschließende Geschichte Das Haus mit den Blutbuchen stellt einen würdigen Abschluss des Bandes dar. Eine Haushälterin bekommt ein überaus attraktives Jobangebot, doch die Umstände wirken mysteriös. Sie schaltet Sherlock Holmes ein, der einer Verschwörung auf die Spur kommt.

Der zweite Band der Werkausgabe

Nach den überaus unterhaltsamen ersten beiden Romanen konnte ich Sherlock Holmes und Dr. Watson nicht lange fernbleiben. Die zweite Ausgabe der Werkausgabe des Coppenrath Verlages versammelt diesmal 12 Kurzgeschichten. Inhaltlich handelt es sich um den Sammelband The Adventures of Sherlock Holmes, der im deutschsprachigen Raum auch als Die Abenteuer des Sherlock Holmes erhältlich ist.

Schon nach wenigen Geschichten bestätigte sich mein erster Verdacht: Obwohl die Romane durchaus gelungen sind, liegt Doyle die kurze Erzählform einfach mehr. Im Grunde finden wir hier alles, was schon die Romane so stark macht: interessante Charaktere, ein starkes Duo, eine entschleunigte Handlung und vor allem spannende Fälle.

Doyle in Höchstform

Entscheidender Unterschied ist, dass es hier nicht zu den Längen kommt, die gerade Eine Studie in Scharlachrot ungebührlich belastet haben. Hier gibt es keine langwierigen Rückblenden und die Passagen ohne Sherlock oder Watson beschränken sich auf ein absolutes Minimum.

Inhaltlich bedient Arthur Conan Doyle ein breites Spektrum an Themen. Mal geht es um pikante Details aus dem Privatleben eines Adligen, ein anderes Mal um Mord und dann wieder um große Verschwörungen. Dabei darf natürlich nie eine ordentliche Portion Humor fehlen, der niemals aufgesetzt oder aufdringlich wirkt und sich perfekt in die Handlung einfügt. Gerade die Vielfalt der Themen ermöglicht es, mehrere Geschichten hintereinander zu lesen. Keine Geschichte ähnelt der anderen und jede setzt einen anderen Schwerpunkt – auch wenn Holmes Ermittlungsmethoden natürlich unstreitig im Mittelpunkt stehen.

Insgesamt hinterlassen Die Abenteuer von Arthur Conan Doyle bei mir einen noch besseren Eindruck als der erste Sammelband. Gerade in Kurzform läuft Doyle zur Höchstform auf und unterhält den Leser durchgängig auf höchstem Niveau.

Viel Liebe fürs Detail

Wie schon die Ausgabe der ersten beiden Romane begeistert auch diese Ausgabe durch Liebe fürs Detail. Auch hier haben wir wieder einen klassischen Buchrücken, zahlreiche Illustrationen und wieder einige aufwendig gestaltete Extras. Da es sich um eine günstige Geschenkausgabe handelt, sind die verwendeten Materialien nicht von aller höchster Qualität, billig wirkt das allerdings auch nicht. Glücklicherweise wurde weder auf ein Leseband, noch auf eine Fadenheftung verzichtet.  

Der Anhang fällt mit einem kurzen Glossar recht spärlich aus. Dies wird allerdings durch die abgedruckten Informationen auf den Extras zumindest ein Stück weit ausgeglichen. Die Übersetzung stammt aus einer anonymen Quelle und wurde von Mareike Bartholomäus in einem nicht näher benannten Umfang bearbeitet – Transparenz geht anders.

Bibliographie

Mehr Weniger

Pro/Contra

Pro
  • das Duo Holmes und Watson begeistert auch heute noch
  • in Kurzform läuft Doyle zur Höchstform auf
  • wunderschöne Geschenkausgabe
Contra
  • das gemächliche Erzähltempo entspricht nicht den heutigen Erwartungen an Kriminalerzählungen

Fazit


Auch dieser Sammelband begeistert durch seine wunderschöne Gestaltung. Gerade in Kurzform laufen Sherlock Holmes und Dr. Watson zur Höchstform auf: ein Genuss für jeden, der Krimis mag und auf brachiale Action verzichten kann.

autor: Arthur Conan Doyle

Titel: Sherlock Holmes: Die Abenteuer

Seiten: 319

Erscheinungsdatum: 1892

Verlag: Coppenrath Verlag

ISBN: 9783649639381

übersetzerin: Mareike Bartholomäus

illustratorin: Stefanie Bartsch

Reihe: Sherlock Holmes (2)

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Aleshanee
Aleshanee
31.07.2022 10:19

Schönen guten Morgen!

Witzigerweise bin ich ein großer Sherlock Holmes Fan, ohne tatslich bisher die Originalgeschichten gelesen zu haben ^^
Diese Sammelbände klingen aber wirklich toll und ich hoffe, dass ich bald dazu komme, sie zu lesen.
Meine Erfahrung beschränkt sich auf die Hörversionen, die verschiedenen Fernsehserien (auch die ganz alten) oder die vielen Adaptionen 🙂

Vielen Dank für die schöne Vorstellung!

Liebste Grüße, Aleshanee

Eugen
03.08.2022 23:34
Antwort an  Aleshanee

Hallo Aleshanee,

Ich glaube Sherlock Holmes funktioniert einfach auf vielen verschiedenen Medien ziemlich gut und ich bin mir ziemlich sicher, dass du damit auch bei weitem nicht alleine dar stehst. Die nicht mehr ganz so junge Adaption mit Benedict Cumberbatch finde ich zum Beispiel großartig und fast sogar besser als Doyles Geschichten – aber das darf man als Leser nicht zu laut sagen 🤫

Du wirst es auf keinen Fall bereuen, ich bin vor allem darauf gespannt ob dir die Romane oder Kurzgeschichten mehr zusagen 🙂 In den dritten Band habe ich mittlerweile auch reingelesen – scheint genauso gut weiter zu gehen!