
Der Feuergeist
von Lee Young-Do
15.11.2024
- Fantasy
Mit Der Feuergeist liegt der dritte und vorletzte Teil der Legende vom Tränenvogel von Lee Young-Do vor. Gelingt es dem südkoreanischen Senkrechtstarter, das große Finale angemessen vorzubereiten?
Ein Kontinent im Krieg
4 Jahre nachdem die Nagas die Macht ihrer Göttin erlangt haben, befindet sich der Kontinent im Krieg. Nach außen hin scheint ihr Expansionskrieg unaufhaltsam voranzuschreiten. Doch interne Machtkämpfe bedrohen die Pläne der Echsenmenschen …
Unterdessen versuchen die Menschen mithilfe der abtrünnigen Samo und Ryun Pey, der unermüdlichen Kriegsmaschinerie etwas entgegenzusetzen. In ihrer Verzweiflung schlagen sie einen Weg ein, der Millionen von Lebewesen das Leben kosten könnte.
Alle Hoffnungen ruhen auf der Heldengruppe um den geheimnisvollen Kaygo Draka, den Lekon Tinahan und den Dokebi Bihyung: Sie befinden sich auf der Suche nach den Inkarnationen der alten Götter, die eine Schlüsselrolle einnehmen könnten. Doch werden sie ihr Ziel auch rechtzeitig erreichen?
Richtungsweisender Band
Als Anfang des Jahres mit Das Blut der Herzlosen der erste Teil der Legende vom Tränenvogel erschien, war ich positiv überrascht. Mit einem erfrischenden, asiatisch geprägten Setting gelang es Lee Young-Do, dem angestaubten Heldenreise-Motiv neue Facetten abzugewinnen. Der zweite Teil, Der träumende Krieger, behielt viele positive Aspekte bei, drosselte das Erzähltempo aber deutlich. Welche Richtung wird der dritte Band einschlagen?
Schnell und dynamisch
Bereits der Beginn des Romans erweist sich als abenteuerlich. Wir tauchen unvermittelt mitten auf dem Schlachtfeld auf. Ganz nebenbei bekommen wir den vierjährigen Zeitsprung mit und erfahren, was in der Zwischenzeit geschehen ist.
Das ist dynamisch, elegant gelöst und gibt den Ton für die restlichen Seiten vor. Die Geschichte schreitet mit einem unglaublichen Tempo voran. Auf beinahe jeder Seite wird die Handlung vorangebracht – ein krasser Gegensatz zum letzten Band.
Abwechslungsreich und Erfrischend
Wir dürfen uns dabei über unterschiedliche Szenarien freuen. Ob auf dem Schlachtfeld, bei politischen Ränkespielen oder auf einer klassischen Quest mit unserer Stamm-Heldengruppe (die ihren ersten Auftritt erst nach gut hundert Seiten hat): Hier dürfte für jeden Fantasy-Leser etwas dabei sein.
Dazu trägt abermals das Setting bei. Ohne mich wiederholen zu wollen: Das stark asiatisch angehauchte Setting betrifft sowohl die Welt als auch die Verhaltensweise der Protagonisten. Und stellt damit eine willkommene Abwechslung für westlich geprägte Leser dar.
Sympathisches Figurenensemble
Das Personal besteht zum größten Teil aus altbekannten Figuren der vorherigen Bände. Hier ist besonders schön zu sehen, dass auch vermeintliche Nebenfiguren vom Autor nicht vergessen werden und immer wieder kleinere Auftritte feiern dürfen.
Eine weitere Konstante stellt die Gruppe um Kaygon Draka dar, deren eigenwillige Dynamik immer wieder für Lacher sorgt. Möchte man kleinlich sein, dann könnte man allenfalls die überraschende, weil unbeleuchtete Entwicklung von Ryun Pey kritisieren. Andererseits hätte eine genaue Darstellung den Roman zu sehr entschleunigt.
Handwerklich solide
Sprachlich handelt es sich wieder einmal um ein solides Werk: Lee Young-Dos Prosa ist weder zu einfach noch zu kompliziert. Er kann alle möglichen Arten von Szenen schreiben und hält jederzeit die Fäden in der Hand. Grundsätzlich beherrscht unser Autor also sein Handwerk, auch wenn alles ein wenig unspektakulär wirkt.
Was bleibt?
Mit Der Feuergeist meldet sich Lee Young-Do eindrucksvoll zurück. Insbesondere das Erzähltempo-Problem wurde eindrucksvoll gelöst, während die restlichen positiven Aspekte beibehalten wurden. Die Romane revolutionieren das Genre nicht. Sie kombinieren aber ein erfrischendes Setting, asiatische Elemente und grundsolide handwerkliche Fertigkeiten zu einer mehr als lesenswerten Reihe. Eine wirklich positive Überraschung.
Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob vier Bände zu viel wären. Mittlerweile frage ich mich, wie die Reihe mit nur einem Band beendet werden kann. Ich freue mich daher auf den abschließenden Band Die Suche nach dem König, der noch rechtzeitig vor Weihnachten folgen wird.
Gefälliges Äußeres
Die Gestaltung des Buches aus dem Heyne Verlag reiht sich nahtlos in die Gestaltung der Vorgängerbände ein. So haben wir es abermals mit einer Klebebindung zu tun, erhalten dafür ein Hardcover zu einem angemessenen Preis.
Das Cover stammt abermals von Yi Suyeon und erfüllt in jeglicher Hinsicht seinen Zweck. Im Inneren finden wir neben einer Karte der Welt und einem Personenverzeichnis noch ein hilfreiches Glossar mit den wichtigsten Begrifflichkeiten. Die Übersetzung aus dem Koreanischen stammt von Sun Young Yun, Philipp Haas und Alexandra Schiefert.
Werke von Lee Young-Do
Pro/Contra
Pro
- Hohes Erzähltempo
- Erfrischendes Setting
- Wiedersehen mit altbekannten Figuren
Contra
- Einzelne Figuren geraten etwas in den Hintergrund
Fazit
Der Feuergeist von Lee Young Do behält die Stärken der Vorgänger bei und beseitigt die größten Schwächen. Eine erfreulich starke Fortsetzung.
autor: Lee Young-Do
Titel: Der Feuergeist
Seiten: 490
Erscheinungsdatum: 2003
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 9783453274631
Übersetzer: s.o.
illustratoren: –
Reihe: Die Legende vom Tränenvogel (3)
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt











