Auf einer Holzoberfläche liegt ein Buch mit dem Titel „Yanqui Doodle“ und auf dem Cover ist ein Mann abgebildet, der unter einer amerikanischen Flagge sitzt.

Yanqui Doodle

von James Tiptree Jr.


13.08.2021

  • Phantastik
  • ·
  • Science-Fiction

Yanqui Doodle ist der siebte und letzte Band der gesammelten Werke Tiptrees, die im Septime Verlag erschienen sind. Die hier versammelten Geschichten stammen aus den Jahren 1985 bis 1987 und stellen somit das Spätwerk ihres Schaffens dar.

Ein breites Spektrum an Geschichten

Herz Drei beschreibt die sexuellen Erfahrungen einer Frau mit Außerirdischen, während wir in Unser Dämon vor Ort den Teufel bei seinem Versuch begleiten, nach dem Tod Gottes das Himmelsreich zu erhalten. In zum Zweiten erzählt Tiptree vom Erstkontakt der Menschheit mit Außerirdischen, die sich trotz aller Freundlichkeit als Missionare entpuppen. Komm, leb mit mir spielt wiederum auf einem fernen Planeten, auf dem sich menschliche Entdecker mit parasitären Lebensformen mit telepathischen Kräften auseinandersetzen müssen.

Yanqui Doodle ist in meinen Augen die stärkste Novelle im gesamten Band und handelt von dem Soldaten Don, der nach einer schwerwiegenden Verletzung kampfuntauglich wurde. In einer Entzugsklinik soll er von den Drogen, mit denen er im Kampfeinsatz vollgepumpt wurde, entwöhnt werden. Sein Leben erscheint ihm zunächst perspektivlos, doch er findet einen Weg, sich an den wahren Übeltäter des Krieges zu rächen. In O kehre, selige Zeit, mir zurück ist es einer Elite für einen bestimmten Zeitraum möglich, in ihr zukünftiges ich zu schlüpfen. Die arrogante College-Studentin Diane muss dabei feststellen, dass sich ihr Leben überhaupt nicht so entwickelt wie geplant und sucht nach einer Möglichkeit, ihr Leben zu ändern – und das mit drastischen Konsequenzen.

Die Farbe von Neandertalaugen ist die längste Novelle dieses Sammelbandes und ist wiederum eine klassische Abenteuergeschichte, in der ein Urlauber auf einem Planeten sich in eine Außerirdische verliebt und schließlich versucht, ihre Rasse vor einem Genozid zu bewahren. Mitten im Leben handelt als letzte Geschichte von einem Mann, der nach seinem Selbstmord herausfindet, das das Leben nach dem Tod überhaupt nicht seinen Vorstellungen entspricht.

Science Fiction, die den Menschen in den Fokus stellt

Die Kurzgeschichten zählen zu den Letzten, die Tiptree vor ihrem Freitod veröffentlichte. Natürlich enthalten sie alles, was Tiptrees Geschichten ausmachen: Humor, einen Hauch Erotik und einen schier unerschöpflichen Ideenreichtum. Typisch für Tiptrees Geschichten ist auch, dass das futuristische Gewand nur als Kulisse für ihre Geschichten dient.

Die Umgebung ist ohne größere Probleme austauschbar, auch wenn die Science-Fiction Elemente sehr stimmig und kreativ gestaltet wurden. Vielmehr stehen die inneren Konflikte der Protagonisten im Vordergrund und könnten auch in der Gegenwart stattfinden. Vermutlich wird Tiptree deswegen auch von vielen gelesen, die ansonsten keine große Neigung zu diesem Genre besitzen.

Ein Spätwerk, dass ihr Leben widerspiegelt

Den meisten Geschichten merkt man deutlich an, dass sich Tiptrees Leben in ihren letzten Jahren verschlechterte, der Erzählton ist deutlich düsterer und die Geschichten nehmen nur selten ein gutes Ende. Dabei sticht besonders O kehre, selige Zeit, mir zurück hervor, in der die Autorin ihren eigenen Freitod vorwegnimmt und dadurch einen bitteren Beigeschmack bekommt. Insgesamt zeigt Tiptree in ihren letzten Geschichten ihr ganzes Können, keine Geschichte sticht negativ heraus, die meisten entpuppen sich als großartige Werke einer ganz großen Schriftstellerin.

Der siebte Band der Gesamtausgabe

Wie schon die Ausgabe von Doktor Ain, ist Yanqui Doodle handwerklich gut gemacht. Der Einband ist trotz Klebebindung stabil, das Papier ist relativ dick und auch ein Leseband ist vorhanden. Der Schutzumschlag selbst ist von einer hohen Qualität und die durchgehend einheitliche und dezente Gestaltung der Werkausgabe weiß zu gefallen.

Neben den Geschichten und Novellen ist auch noch ein kurzes Nachwort von Mark Siegel am Ende angehängt, das sich auf kreative Art und Weise mit ihrem Leben auseinandersetzt. Es ist nur Schade, dass es keine hochwertige Ausgabe ihrer Werke gibt, für eine Autorin ihres Ranges hätte ich mir gerne eine Leinenausgabe mit Fadenheftung gewünscht.

Bibliographie

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Pro/Contra

Pro
  • stilistisch perfekt
  • enthält die letzten Geschichten vor ihrem Freitod
  • die inneren Konflikte der Menschen stehen im Vordergrund
Contra

Fazit


Yanqui Doodle versammelt einige großartige Geschichten, die mit einem Feuerwerk an Kreativität aufwarten, tendenziell aber düsterer sind als in ihrem Frühwerk. Ein Genuss für Freunde der Kurzgeschichte!

autorin: James Tiptree Jr.

Titel: Yanqui Doodle

Seiten: 517

Erscheinungsdatum: 1985-1987

Verlag: Septime Verlag

ISBN: 9783902711335

übersetzerIn: vgl. Tabelle

illustratorIn: /

Reihe: James Tiptree Jr. Werkausgabe (7)

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