Die Herren von Quarmall
von Fritz Leiber
28.01.2022
- Fantasy
Die Herren von Quarmall ist der zweite Teil der vierbändigen Gesamtausgabe um Fritz Leibers Ganovengespann Fafhrd und dem grauen Mausling. Der erste Teil der Gesamtausgabe konnte mich überzeugen, doch wie schlagen sich die beiden Helden im zweiten Teil?
Der zweite Band der Gesamtausgabe
Während der erste Teil Der unheilige Gral noch eine Art Einführungsfunktion hatte und alle wichtigen Protagonisten etablierte, so steigen wir im zweiten Teil ohne weitere Umschweife in die Erzählungen ein. Schwere Zeiten in Lankhmar bildet dabei bereits zu Beginn das erste Highlight des Bandes. Unsere beiden Helden haben sich zerstritten und verdingen sich in der Religionsbranche. Der graue Mausling wird Geldeintreiber bei einem verrückten Kriminellen, während Fafhrd Gehilfe eines religiösen Fanatikers wird und seinem neuem Gott aus versehen zu einer enormen Popularität verhilft. Natürlich bleibt ein Zusammentreffen der beiden Ganoven nicht aus und dies führt zu Chaos und Verwirrung in ganz Lankhmar.
Die beiden müssen fliehen und stehen im Adepten Gambit vor einem ungewöhnlichen Problem: Jemand scheint sie verflucht zu haben, den jedes Mal, wenn sie eine Frau küssen wollen, verwandelt sie sich in ein Schwein oder eine Schnecke. Eine nicht hinnehmbare Situation für unsere zwei Frauenhelden und so wenden sie sich an den Zauberer Ningaubel. Dieser schickt sie auf die Suche nach zahlreichen Artefakten, die sie zu ihrem Feind führen sollen. Doch die Lösung des Problems erweist sich als noch schwieriger, als ohnehin schon gedacht.
In der titelgebenden letzten Geschichte Die Herren von Quarmall heuern die beiden Helden ohne das Wissen des anderen bei konkurrierenden Prinzen im Königreich Quarmall an. Dieses liegt zum größten Teil unter der Erde und zeichnet sich durch ungewöhnliche Sitten und Bräuche aus. Als der König des Reiches stirbt und ein Erbfolgekrieg ausbricht, müssen sie einen Weg aus dem Reich unter der Erde finden.
Nachträglich von Leiber zusammengestellt
Die Geschichten um Fafhrd und dem Grauen Mausling erschienen in einem Zeitraum von rund 50 Jahren. In der vorliegenden Gesamtausgabe wurden die Geschichten chronologisch geordnet und nicht etwa nach dem Veröffentlichungsdatum. Nachträglich schrieb Leiber noch einige Kurzgeschichten, um die eigentlichen Geschichten miteinander zu verbinden. Das ist eine nette Idee, die tatsächlich etwas Ordnung bringt, nur darf man an diese Verbindungsgeschichten auch keine allzu hohen Erwartungen haben.
Ein hervorragender Schriftsteller
Das Leibers Geschichten heutzutage als Klassiker des Genres gelten, hat wohl vor allem zwei Gründe: Seine hervorragenden stilistischen Fähigkeiten und sein herausragender Humor. Fritz Leiber stammt aus einer Familie voller (Theater)schauspieler und hat so von Kindes Beinen an Kontakt zur klassischen Literatur. Diese klassische Erziehung merkt man seinen Geschichten auch an: Er beherrscht die volle Palette an schriftstellerischen Fähigkeiten, sowohl Landschaftsbeschreibungen als auch packende Kampfszene oder Dialoge bewegen sich auf hohem Niveau und erinnern mehr an klassische Werke als aktuelle Fantasyromane.
Vor allem der Humor weiß zu begeistern
Vor allem Leibers subtiler, aber stets präsenter Humor weiß zu begeistern. Fafhrd und der graue Mausling sind keine übermächtigen Helden, sondern zwei Glücksritter, die ihre Abenteuer mit mehr Glück als Verstand überstehen und am Ende ihrer Raubzüge meist mit genauso leeren Händen dastehen wie zu Beginn. Doch davon lassen sich die beiden nicht abhalten und es dauert nie lange, bis sie sich ins nächste Abenteuer stürzen. Die Chemie zwischen den beiden Helden stimmt und sorgt immer wieder für unterhaltsame Dialoge und einige Lacher.
So interessant die Einleitung im ersten Band Der Unheilige Gral auch war, so hat die tragische Hintergrundgeschichte der beiden Helden die Stimmung doch gedrückt. Im zweiten Band sind die Weichen gelegt und es herrscht eine viel lockere und unbeschwertere Atmosphäre, die vor allem dem Humor mehr Raum gibt. Gerade die drei von mir aufgezählten Geschichten rechtfertigen den Kauf dieser Sammlung und vereinen jede Menge Humor und Abenteuer in sich. Auch kann diesmal mit Die zwei besten Diebe in Lankhmar eine Verbindungsgeschichte überzeugen.
Solides Paperback
Die Paperbackausgabe der Edition Phantasia ist handwerklich in Ordnung und stabiler und langlebiger gestaltet, als es bei gewöhnlichen Taschenbuch- und Paperbackausgaben der Fall ist. Es ist bezeichnend für die deutsche Phantastik Szene, dass selbst die Gesamtausgabe eines Klassikers nicht einmal von der Edition Phantasia eine hochwertige Ausgabe spendiert bekommt und man sich mit dieser Ausgabe zufriedengeben muss.
Das schöne Titelbild wurde von Lars Nestler gestaltet und im Vorwort hebt der Fantasy Autor Raymond Feist die Bedeutung Leibers für die Fantasyliteratur hervor. Im Anhang findet sich noch eine Auflistung aller Geschichten mitsamt deutscher Erstveröffentlichung und Originaltitel. Die Übersetzung von Joachim Körber liest sich dieses Mal runder, Stolperfallen aus dem ersten Band, wie etwa den Ausdruck holterdiepolter habe ich glücklicherweise nicht entdecken können.
Werke von Fritz Leiber
Bibliographie
Pro/Contra
Pro
- sympathisches Helden-Duo
- die richtige Mischung aus Abenteuer und Humor
- Leibers “klassischer” Erzählstil
Contra
- Leibers “klassischer” Erzählstil kann Ungeübten anfangs Probleme bereiten
Fazit
Der zweite Sammelband der beiden Helden stellt noch einmal eine Steigerung zum ohnehin schon guten ersten Band dar. Nicht ohne Grund zählen Fritz Leibers Geschichten zu den Klassikern des Genres und sind eine klare Empfehlung für jeden, der sich für Magie, Schwerter und eine ordentliche Portion Humor begeistern kann.
autor: Fritz Leiber
Titel: Die Herren von Quarmall
Seiten: 345
Erscheinungsdatum: 1996
Verlag: Edition Phantasia
ISBN: 9783937897100
übersetzer: Joachim Körber
illustrator: –
Reihe: Fafhrd und der Graue Mausling (2)