Edition Andreas Irle
21.09.2021
- Schöne Bücher
Im Rahmen meiner Reihe Schöne Bücher möchte ich euch heute die Edition Andreas Irle vorstellen. Die Edition Andreas Irle ist ein deutscher Kleinverlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gesamtwerk des Schriftstellers Jack Vance in limitierten Liebhaberausgaben zu veröffentlichen.
Meine Begeisterung für Jack Vance ist kein Geheimnis, auf diesem Blog habe ich schon einige Werke dieses Sprachkünstlers besprochen und sicherlich werden noch viele weitere Rezensionen folgen. Dabei erging es mir anfangs wie vielen anderen Phantastik Fans meiner Altersgruppe: Der Name Vance ist zwar durchaus bekannt, mangels aktueller deutscher Ausgaben stolpert man aber nur in Ausnahmefällen über seine Werke. Erst als Denis Scheck in einer Druckfrisch Folge den Roman Der azurne Planet vorstellte, entdeckte ich die Edition Andreas Irle.
Die Geschichte des Verlages
Die Edition Andreas Irle ist ein schönes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Unternehmergeist und die Liebe zur Literatur zusammen kommen. Die Geschichte des Verlages beginnt 1980, als Andreas Irle im Krankenbett das Buch Maske:Thaery von Jack Vance in die Hände fällt. Mit diesem Buch begann seine Faszination für Vance Werke, die ihn heute zu einem der führenden deutschen Vance Kenner und momentan auch einzigen deutschen Vance Verleger macht.
Andreas Irle ist Diplombibliothekar und Verlagskaufmann, arbeitet hauptberuflich aber in keinem literarischen Bereich. Seine Leidenschaft zur Literatur ließ ihn dennoch nie los und so nutzte er das Desinteresse großer Verlagshäuser an Jack Vance und sicherte sich die Rechte an seinen Romanen. Als Ein-Mann Betrieb kümmert er sich in Eigenregie um Planung, Übersetzung und Vertrieb. 1995 veröffentlichte der Verlag mit Die sterbende Erde den ersten Band, seitdem folgen jedes Jahr ein oder zwei weitere Werke. Bislang erschienen 36 Romane, drei Kurzgeschichtensammlungen, eine Autobiographie und zwei Sachbücher. Zwischen 2009 und 2012 erschienen außerdem Werke von Autoren wie Nancy Kress, Jack McDevitt oder Tim Stretton, doch mittlerweile konzentriert sich der Verlag nur noch auf Jack Vance.
Auch leistete er wesentliche Beiträge zur Vance Integral Edition, einem Projekt, dass noch zu Vance Lebzeiten eine Werkausgabe seiner Werke veröffentlichte. In dieser wurde sein gesamtes Werk durchgesehen, Kürzungen und Streichungen von Seiten der Verleger rückgängig gemacht und so in Abstimmung mit dem Autor ein weltweit gültiger Standard für Vance Texte festgelegt. An diesen Fassungen orientieren sich auch die Übersetzungen von Andreas Irle und so kann sich der Leser sicher sein, die vom Autor bevorzugte Fassung zu lesen.
Die Aufmachung der Bücher
Die Bücher der Edition Andreas Irle erscheinen in einer geringen Stückzahl von 100-250 Exemplaren und sind recht teuer, ein einzelnes Exemplar kostet zwischen 50 und 65 Euro. Das mag viel erscheinen, aber wenn man den Arbeitsaufwand eines solchen Projektes überschlägt, dann wird diese Summe alleine kaum mehr als den laufenden Betrieb des Verlages gewährleisten können.
Für diesen Preis bekommt man als Leser ein hochwertiges Buch. Die Romane sind in schlichten und edel anmutenden Leinen gebunden, Titel und Autor sind farblich passend eingeprägt und das Papier (Alster Werkdruck) entspricht höchsten Anforderungen. Das diese Romane keine Lesebänder haben ist zwar schade, aber aufgrund der Kürze der meisten Vance Romane noch verkraftbar. Auch auf einen Schutzumschlag wird in den meisten Fällen verzichtet. Damit kann ich leben, es wäre schade, die schönen Leinenbezüge hinter Papier verschwinden zu sehen.
Auch eine Fadenheftung gehört zur Ausstattung der Bände dazu, nur zwischen 2010 und 2011 wich er kurzzeitig davon ab, um die Preise nicht ins Unermessliche steigen zu lassen. Das Format ist unwesentlich größer als ein Hanser Klassiker und hat in meinen Augen die perfekte Größe zum Lesen. Auch die etwas dickeren Romane und Kurzgeschichtensammlungen liegen gut in der Hand und können ohne größere Probleme mitgeführt werden.
Wo gibt es die Bücher?
Die Bücher haben eine ISBN und können wohl theoretisch über den Buchhandel erworben werden, ausprobiert habe ich dies allerdings noch nicht. Einzelne Exemplare sind über kleinere Internetshops erhältlich, aber wenn man den Verleger unterstützen möchte, dann sollte man direkt über den Verlag bestellen. Es gibt leider keinen Webshop und so kann man die Bücher nur per E-Mail bestellen. Das entspricht nicht mehr den heutigen Kaufgewohnheiten, ist aber völlig unkompliziert möglich. Ich bestelle auf diesem Wege seit 2016 Bücher und hatte noch nie Probleme, die Kommunikation war stets höflich und professionell. Bei Interesse kann man auch ein Abonnement abschließen und sich beispielsweise jeden Monat einen Band zuschicken lassen.
Es spricht schon Bände für den Markt, dass so viele ältere Bände mit einer geringen Stückzahl immer noch lieferbar sind. Doch auch diese werden irgendwann vergriffen sein und viele vergriffene Werke sind nur noch zu unmenschlichen Preisen auf den gängigen Plattformen erhältlich. Wer also Interesse an diesen Ausgaben hat, muss keinen schnellen Ausverkauf fürchten, sollte aber auch nicht zu lange zögern. (Wer ebenfalls ein Exemplar der Sterbenden Erde zu bezahlbaren Preisen sucht, der weiß, wovon ich spreche…)
Fazit
Die Bücher der Edition Andreas Irle sind Liebhaberausgaben, wie man gleichermaßen an der hochwertigen Ausstattung und am hohen Preis erkennen kann. Natürlich bieten Verlage wie die Folio Society oder der Mare Verlag bei ähnlichen Preisen einen Tick mehr, diese Verlage arbeiten aber auch mit ganz anderen Zahlen und haben viel mehr Möglichkeiten um den Preis zu drücken.
Verlage, die phantastische Werke in hochwertiger Ausstattung veröffentlichen, haben immer noch Seltenheitswert und leisten einen wichtigen Beitrag für das Genre, indem sie Autoren wie Jack Vance vor dem Vergessen bewahren. Solche Verlage unterstütze ich gerne, ohne sie wäre die Literaturlandschaft viel langweiliger und eintöniger!