
Die schreckliche deutsche Sprache
von Mark Twain
11.08.2023
- Klassiker
Was kommt heraus, wenn sich einer der humorvollsten Autoren aller Zeiten der deutschen Sprache annimmt? Ein überaus unterhaltsames und kurzweiliges Werk, wie ein Blick in Die schreckliche deutsche Sprache von Mark Twain deutlich macht!
Bummel durch Europa
1878 befindet sich Mark Twain auf einer mehrmonatigen Reise durch Europa und durchquert dabei auch Deutschland. Seine Erfahrungen verarbeitete er in seinem Reisebericht Bummel durch Europa (A Tramp Abroad). Dieser enthielt im Anhang unter anderem den satirischen Essay Die schreckliche deutsche Sprache (The Awful German Language). Was als kurzweiliger Anhang gedacht war, sollte sich innerhalb kürzester Zeit verselbstständigen. Und gerade hierzulande ist das ehemalige Anhängsel wesentlich bekannter als das eigentliche Hauptwerk.
Es ist schon erstaunlich…
… dass bislang so wenig Rezensionen zu Werken von Mark Twain auf diesem Blog erschienen sind. Dabei gehören seine zwei bekanntesten Romane (Tom Sawyer und Huckleberry Finn) schon seit meinen frühesten Kindheitstagen zu meinem innersten Bücherzirkel und werden von mir regelmäßig aufgesucht.
Diese Lücke will ich nach und nach schließen. Die bekanntesten Anekdoten findet man jedoch bereits zuhauf im Netz. Und so mancher Gedanke wurde in anderer Form von diversen Künstlern wiederverwendet. Daher geht es im Folgenden nur um die wesentlichen Aspekte des Essays.
Die Eigentümlichkeiten der deutschen Sprache
Aus der Perspektive eines ambitionierten Fremdsprachlers wendet sich Twain direkt an uns Leser und schildert episodisch Eigenheiten und Eigentümlichkeiten der deutschen Sprache, insbesondere im Vergleich zur englischen Sprache.
Dabei macht er vor keinem Bereich halt. Unter anderem geht es um den Satzbau (zu lang!), die Stellung von Satzbausteinen (befremdlich und generell falsch), die unverständliche Verteilung von grammatischen Geschlechtern, die Vieldeutigkeit so mancher Wörter (Schlag und Zug haben es ihm besonders angetan) und natürlich auch um die Gefahren, die von deutschen Wortkompositionen ausgehen.
Er lässt es sich natürlich nicht nehmen, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten (der Dativ etwa sollte abgeschafft werden). Seine Vorschläge und Ansichten hören sich drastisch an, aber er kann der deutschen Sprache auch positive Aspekte abgewinnen. Speziell die Ausdrucksstärke einiger Worte gefällt ihm.
Was bleibt?
Auch wenn so manche Feststellung heutzutage zeitlich bedingt nicht mehr zutrifft: Bislang ist es noch niemandem gelungen, eine Sprache eleganter und geistreicher zu parodieren.
Damit handelt es sich um einen unterhaltsamen Essay, der seine Leser mehr als nur einmal sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken bringt. Ganz großes Kino!
Preiswertes und bibliophiles Gewand
Die schreckliche deutsche Sprache ist wie so viele Klassiker in zahlreichen Varianten erhältlich. Unter anderem kann man sich diesen Essay kostenlos in digitaler Form zu Gemüte führen. Für bibliophile Leser bietet sich die Ausgabe aus dem Nikol Verlag an.
Neben dem goldverzierten Leineneinband besticht dieser Band durch farblich abgestimmtes Vorsatz- bzw. Nachsatzpapier und eine angemessene Papierdicke. Da kann man über die fehlende Fadenheftung und ein nicht vorhandenes Leseband hinwegsehen. Neben der Übersetzung von Ana Maria Brock ist zudem noch die englische Originalfassung enthalten.
Werke von Mark Twain
Pro/Contra
Pro
- Humorvoller Blick von außen auf die Eigenheiten der deutschen Sprache
- Mark Twain
Contra
- Nicht alle Kritikpunkte sind auch heute noch zeitgemäß
Fazit
Auch heute noch ist Die schreckliche deutsche Sprache von Mark Twain ein unterhaltsamer Essay, der die Leser zum Lachen und Nachdenken bringt!
autor: Mark Twain
Titel: Die schreckliche deutsche Sprache
Seiten: 88
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Nikol Verlag
ISBN: 9783868206395
Übersetzerin: Ana Maria Brock
illustratoren: –









Also … XD ich bin nicht über-beschützerisch, was die deutsche Sprache betrifft, aber es ist schon mutig, wenn jemand behauptet die sei „befremdlich und generell falsch“ auch wenn es dabei um einen Teilaspekt geht. Das ist schließlich nichts, was ein einzelner erfindet, sondern was historisch wächst. Aber ich entnehme dem Rest deiner Review, dass es amüsant zu lesen ist. 🙂
Twain betont ja immer wieder, dass er aus der Perspektive eines Nicht-Muttersprachlers schreibt und aus dieser Sicht kann ich viele Punkte sogar sehr gut nachvollziehen. Aber im Mittelpunkt steht wie immer der Humor und ich denke es gibt nur sehr wenige Dinge, die Twain wirklich ernst nimmt oder meint😅
Auf jeden fall ein amüsantes und kurzweiliges Werk!