Ein deutsches Buch mit dem Titel "Die Gesellschaft für Magische Objekte" von Gareth Brown liegt auf einer Holzfläche.

Die Gesellschaft für magische Objekte

von Gareth Brown


06.11.2025

  • Fantasy

Nach seinem erfolgreichen Debüt liegt die Messlatte für Gareth Brown hoch an. Kann er mit Die Gesellschaft für magische Objekte diesen Erwartungen gerecht werden?

Der Zauber des Alltäglichen

Magda Sparks ist das jüngste Mitglied der Gesellschaft für magische Objekte. Dabei handelt es sich um eine im Verborgenen agierende Gemeinschaft, die Gegenstände mit magischen Kräften aufspürt und sicher vor der Menschheit verwahrt.

Als sie in Hongkong auf ein neues Objekt stößt, heftet sich ein Auftragsmörder an ihre Fersen. Damit beginnt ein Abenteuer um die ganze Welt. Die Reise führt sie bis zu den Anfängen der Londoner Gesellschaft und erschüttert alles, woran sie bisher geglaubt hat.

Nach dem großen Bestseller-Erfolg

Mit seinem Debütroman Das Buch der tausend Türen eroberte der schottische Schriftsteller Gareth Brown im vergangenen Jahr die Herzen der Leser und landete direkt einen Bestseller. Nur ein Jahr später erscheint „Die Gesellschaft für magische Objekte“. Doch kann der zweite Roman den hohen Erwartungen gerecht werden?

Zwischen Teepartys und Verfolgungsjagden

Schnell wird klar, warum Gareth Brown eine solche Popularität erlangen konnte. Er schafft – besonders zu Beginn – eine gemütliche Atmosphäre, die jedem Buchliebhaber gefallen dürfte. So ist etwa der zentrale Schauplatz des Romans eine malerische Buchhandlung (Bell Street Books) in London. Die Hauptfigur ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, fast alle anderen Figuren sind zumindest mit der Buchszene verbunden. Und der Tee- und Keksverbrauch nimmt bedenkliche Ausmaße an.

Auch die Ausgangslage ist vielversprechend: Im Mittelpunkt des Geschehens stehen magische Objekte, die sich in Alltagsgegenständen verbergen und ihren Besitzern unglaubliche Kräfte verleihen. Natürlich gibt es Menschen, die diese Gegenstände verwenden wollen. Und andere, die dies verhindern wollen. Allein schon der Gegensatz zwischen einem beschaulichen Buchladen und der weltweiten Suche nach mächtigen und gefährlichen Gegenständen erweist sich als reizvoll.

Die Geschichte bietet außerdem viel Action und Spannung. Nach einem gemächlichen Start wechseln wir zwischen den Schauplätzen London, Hongkong und Amerika hin und her. Verfolgungsjagden, waghalsige Fluchtmanöver und überraschend harte Kämpfe halten uns Leser bei Laune und bilden einen harten Kontrast zur sonstigen Wohlfühlatmosphäre.

Flache Charaktere

Bedauerlicherweise kann das Figurenensemble abseits der Hauptfigur Magda nicht vollumfänglich überzeugen. Und das, obwohl unser Schriftsteller sichtlich bemüht ist, anderen Figuren Raum zu verschaffen. Ihre Abschnitte folgen der Formel „schrullig, aber liebenswert“: Sie weisen kleinere und größere Macken auf und sollen trotzdem oder gerade deswegen sympathisch sein. Leider ist der Autor zu sehr auf den ersten Teil der Formel fokussiert und vergisst den zweiten Teil beinahe völlig.

Zudem wirkt die angedeutete Romanze zwischen Magda und James völlig fehl am Platz. Und die plumpe Inszenierung würde Groschenheft-Verfassern die Schamesröte ins Gesicht treiben. Glücklicherweise handelt es sich nur um einen unbedeutenden Nebenschauplatz.

Besonders die Antagonisten enttäuschen. Wir finden ausschließlich bekannte Klischees vor und der Autor unternimmt nicht einmal den Versuch, aus bekannten Versatzstücken etwas Eigenständiges zu machen.

Handwerklich überzeugend

In handwerklicher Hinsicht überzeugt der Roman. Unser Schriftsteller neigt womöglich dazu, einen Nebensatz zu viel zu verwenden. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass dies an der Übersetzung liegt. Dafür hat er ein gutes Gespür für lebendige und glaubhafte Dialoge – es wirkt fast so, als würden wirkliche Menschen miteinander sprechen.

Um Spannung zu erzeugen, greift er zu einem einfachen, aber effektiven Trick: Jedes der kurzen Kapitel endet mit einem Cliffhanger, gerne flankiert von einer Rückblende oder einem Wechsel des Schauplatzes. Dies sorgt für ein insgesamt hohes Tempo und lässt uns durch die Seiten fliegen.

Das hohe Erzähltempo verdeckt zudem die größte Schwäche des Romans: Brown will zu viel auf zu wenig Platz erzählen und macht es sich damit unnötig schwer. Allein das Ausgangsszenario könnte Hunderte Seiten füllen. Doch dann kommen unablässig neue Aspekte hinzu, die nicht immer miteinander harmonieren. Und – viel gravierender – die für sich genommen vielversprechenden Ansätze nicht zur Entfaltung kommen lassen.

Was bleibt?

Die Gesellschaft für magische Objekte von Gareth Brown stellt eine unterhaltsame Lektüre dar. Inhaltlich will unser Autor stellenweise zu viel und verheddert sich so unnötigerweise in seiner eigenen Geschichte. Und abgesehen von der Hauptfigur können die Charaktere nicht überzeugen.

Dafür hat das Buch eine unterhaltsame Grundidee, lebendige Dialoge und ein hohes Erzähltempo, das es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Kein Meisterwerk, aber solide Unterhaltung.

Solides Hardcover

Die deutschsprachige Ausgabe erscheint im Heyne Verlag und erfüllt die Erwartungen an ein Buch dieser Preisklasse. Das Buch bleibt dank der Klebebindung auch nach dem ersten Lesen gut erhalten. Die Gestaltung ist in sich stimmig und die Anfänge der Kapitel sehen ansprechend aus. Die Übersetzung stammt von Charlotte Lungstrass-Kapfer.

Pro/Contra

Pro
  • Hohes Erzähltempo
  • Atmosphärischer Einstieg
  • Lebendige Dialoge
Contra
  • Flache Charaktere
  • Stellenweise überfrachtet

Fazit


Die Gesellschaft für magische Objekte von Gareth Brown bietet solide Unterhaltung. Stellenweise etwas überambitioniert, darum aber nicht weniger unterhaltsam.

autor: Gareth Brown

Titel: Die Gesellschaft für magische Objekte

Seiten: 480

Erscheinungsdatum: 2025

Verlag: Heyne Verlag

ISBN: 9783453275553

Übersetzerin: Charlotte Lungstrass-Kapfer

illustrator: –

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt

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