Auf einer Holzoberfläche liegt ein gebundenes Buch mit dem Titel „Tales from the Loop“ von Simon Stålenhag. Auf dem Cover ist ein Kind neben einem Roboter und einem Auto abgebildet.

Tales from the Loop

von Simon Stalenhag


04.03.2022

  • Phantastik
  • ·
  • Science-Fiction

Tales from the Loop ist das 2014 erschienene Erstlingswerk des schwedischen Künstlers Simon Stalenhag und schildert eine normale Kindheit in einer ganz und gar nicht normalen Welt.

Eine ungewöhnliche Kindheit

Schweden, 1969: Auf den Mälarinseln wird der Loop eingeweiht, ein gigantischer Teilchenbeschleuniger, der mitsamt Forschungsstation tief unter der Erde liegt. Fast drei Jahrzehnte soll er in Betrieb bleiben und das Leben der Bewohner auf der Oberfläche massiv beeinflussen. Simon Stalenhag gibt sich als Zeitzeuge aus und erzählt anhand kurzer Texte und eindrucksvoller Bilder die Geschichte seiner ungewöhnlichen Kindheit.

Von Stalenhags The Electric State war ich sehr begeistert und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich ein weiteres Werk von ihm lesen sollte. Tales from the Loop stellt sein Erstlingswerk dar, ähnelt seinem Nachfolger in vielen Aspekten und kann auch zumindest ein Stück weit mit ihm mithalten. Auch hier begeben wir uns in eine alternative Vergangenheit, in der die technologische Entwicklung der Robotik weitaus früher Fahrt aufnahm als bei uns. Im krassen Gegensatz dazu stehen andere Technologien, so gibt es in Stalenhags Werk etwa keine vernetzten Geräte, das Internet steckt noch in seinen Kinderschuhen.

Schmerzhafte und glückliche Episoden der Kindheit

Im Gegensatz zu Electric State erzählt der Autor in Tales from the Loop jedoch keine zusammenhängende Geschichte, sondern schildert kurze Episoden seiner fiktiven Kindheit. Der Leser wird sich in diesen durchaus an seine eigenen Erlebnisse als Kind erinnert fühlen. Stalenhag schildert mit wenigen Worten eine Kindheit, wie sie – ausgenommen der ungewöhnlichen Umgebung – viele erlebt haben dürften. Es geht um Freundschaft, viele kleine Abenteuer, aber auch um Rückschläge und das schmerzhafte Herauswachsen aus eben dieser Kindheit.

Auch seine Frühwerke können überzeugen

Stalenhags Bilder stehen ganz im Zeichen des Retro-Futurismus und leben vom krassen Gegensatz des Bekannten und des Ungewöhnlichen. Stalenhag platziert in die wunderschöne schwedische Natur- und Dorflandschaft Roboter, eindrucksvolle Fabriken, ungewöhnliche Gebilde und sogar Dinosaurier. Bei ihm verschwimmen Vergangenheit und Zukunft, alte Autos stehen neben hochmodernen Anlagen und die Menschen leben wie selbstverständlich Seite an Seite mit Robotern in jeder erdenklichen Form. Auch wenn nicht alle Bilder die Klasse seiner späteren Werke besitzen, so sind sie insgesamt auf einem hohen Niveau.

Im Zusammenspiel mit den zurückhaltenden Texten laden die sehr ruhig gehaltenen Bilder zum Verweilen und Nachdenken ein und feuern die Fantasie des Lesers an. Nicht umsonst hat sich eine große Fangemeinde um seine Bilder gesammelt, die sein Werk weiter entwickelt und in verschiedene andere Formate wie Serien oder Rollenspiele getragen hat. Sogar die ungewöhnlichen Dinosaurier Motive werden nachvollziehbar durch den Loop erklärt und passen nach anfänglichen Schwierigkeiten in das Gesamtkonstrukt.

Da wäre mehr möglich gewesen

Die Ausgabe des Fischer TOR Verlages ist wie bereits The Electric State sehr bibliophil gestaltet. Das Buch ist größer als gewöhnlich und bietet viel Platz für die Bilder, ist aber immer noch kleiner als viele andere Coffee Table Books. Es ist in orangenen Halbleinen gebunden, besitzt sowohl eine Faden- als auch eine Klebebindung und ist mit dicken und stabilen Papier ausgestattet, sodass beim umblättern keine Gefahr des Reißens besteht. Leider fehlt aber auch in dieser Ausgabe ein Leseband.

Pro/Contra

Pro
  • trotz des futuristischen Szenarios schildert Stalenhag die Geschichte einer (einigermaßen) normalen Kindheit
  • großartige Bilder die zum Verweilen einladen
Contra
  • der Prosa-Text spielt eine untergeordnete Rolle

Fazit


Tales from the Loop ist das unterhaltsame Erstlingswerk eines talentierten und ungewöhnlichen Künstlers. Auch wenn es nicht ganz das Niveau eines Electric State erreicht, kann es dennoch mit einigen eindrucksvollen Bildern begeistern, die zum Verweilen und Nachdenken einladen.

autor: Simon Stalenhag

Titel: Tales from the Loop

Seiten: 126

Erscheinungsdatum: 2014

Verlag: Fischer TOR

ISBN: 9783596704835

übersetzer: Stefan Pluschkat

illustrator: Simon Stalenhag

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