
Aus Sternen und Staub
von T. J. Klune
27.10.2023
- Phantastik
Mit Aus Sternen und Staub widmet sich Senkrechtstarter T. J. Klune mit einer Feel-Good-Story dem Science-Fiction-Genre. Gelingt es ihm, unsere Herzen zu erobern?
Wer ist Artemis Darth Vader?
Nate Cartwright steht 1995 vor einer Reihe von Problemen: Seine Eltern haben ihn vor Jahren wegen seiner Sexualität verstoßen, sein Bruder spricht kein Wort mehr mit ihm. Und seinen Job bei der Washington Post kann er nach einem Skandal vergessen.
Da kommt es ihm gerade recht, dass seine Eltern ihm eine einsame Hütte in den Bergen vermacht haben. Weit und breit keine Menschenseele – genau das, was er jetzt braucht. Unglücklicherweise haben ein Mann und ein kleines Mädchen seine Hütte ebenfalls als Wohnort auserkoren. Und das ist nur der Startschuss für das Abenteuer seines Lebens…
Senkrechtstarter der queeren Phantastik
T. J. Klune gilt als Senkrechtstarter der Phantastik und feiert mit seiner queeren Literatur große kommerzielle Erfolge. Aus Sternen und Staub (The Bones Beneath My Skin) erschien bereits 2018 im Selbstverlag und fand erst dieses Jahr seinen Weg nach Deutschland.
Vermutlich handelt es sich um einen Vorläufer einer größeren Welle. Schließlich kann der Autor auf über zwanzig in Deutschland noch unveröffentlichte Werke zurückblicken.
Feel-Good Science-Fiction
Seinen Erfolg verdankt er vor allem der Tatsache, dass er seine Leser auf der emotionalen Ebene erreicht und mit einer Wohlfühlatmosphäre dem tristen Alltag entführt. Dabei kombiniert er zumeist ein phantastisches Genre mit einer Liebesgeschichte. Genau diese Formel ist auch Grundlage dieses Romans.
Liebevolle Hauptfiguren
Im Mittelpunkt unserer Erzählung stehen natürlich die drei Hauptfiguren: die junge Artemis Darth Vader, der Journalist Nate und der ehemalige Marine Alex. Ihnen allen gemein ist, dass sie Außenseiter mit einer tragischen Vergangenheit darstellen und erst miteinander ihr Glück (wieder-)finden.
Gerade das Zusammenspiel zwischen dem griesgrämigen Alex, dem zurückhaltenden Nate und dem Wirbelwind Artemis sorgt für einige Lacher und herzerwärmende Momente. Wer würde diesen Figuren ihr Glück verwehren wollen?
Da fällt es nicht allzu sehr ins Gewicht, dass gerade die Liebesgeschichte zwischen Alex und Nate schablonenhaft wirkt und genauso in jedem anderen Roman stattfinden könnte. Ausgeglichen wird dies durch wunderbar schräge Nebenfiguren wie einem Verschwörungstheoretiker oder einer alteingesessenen Reporterin bei der Post.
Solides Handwerkszeug
Sein Handwerk beherrscht Klune allemal. Auffällig ist die Dialoglastigkeit des Romans, die für ein hohes Erzähltempo sorgt. Leider ist Humor in den Dialogen Mangelware. Während sich etwa die Familie Lawson ununterbrochen Wortgefechte lieferte, geht es hier insgesamt gesitteter zu. Auch wenn die kleine Artemis mit voller Kraft dagegenhält.
Dafür müssen wir deutlich weniger Kitsch ertragen. Natürlich – es handelt sich um eine Liebesgeschichte. Aber auf keinen Fall erreichen wir das Kalenderspruchniveau des Vorgängerbandes.
An einigen Stellen durchbricht er seine sonst so gut funktionierende Wohlfühlatmosphäre. So überrascht eine außerordentlich explizite Sex-Szene und einige Gewaltausbrüche passen nicht in das große Ganze. Da hilft es auch nicht, dass die Handlung im Jahr 1995 spielt. Und wir immerhin nicht von Smartphones und ähnlichen Lästigkeiten gestört werden.
Keine innovative Handlung
Insgesamt vermag die Handlung nicht zu überraschen. Im Grunde verläuft die Geschichte genauso, wie man es sich nach der ersten Begegnung zwischen unseren Figuren vorgestellt hat. Uns erwarten weder überraschende Wendungen noch innovative Einfälle. Stattdessen bekommen wir einen soliden Roadmovie-Plot, der möglichst viele Leser abzuholen versucht. Und gerade genug kleine Überraschungen aufweist, um uns nicht zu langweilen.
Was genau auf der Handlungsebene passiert, ist letztlich ohnehin irrelevant. Es geht um größere Themen wie Liebe, das Leben, zweite Chancen, Trauer und Frühstücksspeck. Und genau diese Themen behandelt der Autor auch in angemessener Breite.
Was bleibt?
Aus Sternen und Staub von T. J. Klune stellt eine klassische Feel-Good-Geschichte dar, die insbesondere auf emotionaler Ebene überzeugt. Das Zusammenspiel der Protagonisten funktioniert hervorragend und glücklicherweise verzichtet Klune auf überflüssigen Kitsch.
Dafür sieht man gerne über eine nicht wirklich innovative Handlung und eine oberflächliche Liebesgeschichte hinweg. Ein Roman für alle Leser, die vor allem auf eine Wohlfühlatmosphäre Wert legen und für einige Stunden dem tristen Alltag entkommen wollen.
Schöne Buchgestaltung
Die mir vorliegende Ausgabe aus dem Heyne Verlag erfüllt alle Anforderungen, die man an ein handelsübliches Hardcover dieser Preisklasse stellen darf. Der Pappeinband und das Papier sind stabil und die Klebebindung hält das Buch nach dem ersten Lesen in Form.
Auch die äußere Gestaltung ist vorbildlich. Bei dem Cover-Motiv handelt es sich um einen echten Blickfänger und die Kapitelanfänge wurden optisch aufbereitet. Ansonsten kann sich dieser Band dem allgegenwärtigen Buchschnitt-Trend nicht entziehen.
Die Übersetzung stammt von Michael Pfingstl. Bei dem kurzen Nachwort des Autors handelt es sich lediglich um eine längere Danksagung.
Pro/Contra
Pro
- Das Zusammenspiel der Protagonisten
- Hohes Erzähltempo
- Wohlfühlatmosphäre
Contra
- Einige Durchbrechungen der Atmosphäre
- Schablonenhafte Liebesgeschichte
Fazit
Aus Sternen und Staub von T. J. Klune stellt eine klassische Wohlfühl-Geschichte dar, die trotz einiger Schwächen in ihrem Kernbereich überzeugen kann.
autor: T. J. Klune
Titel: Aus Sternen und Staub
Seiten: 480
Erscheinungsdatum: 2023
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 9783453274457
Übersetzer: Michael Pfingstl
illustratoren: –
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt









Schönen guten Morgen!
Ich kenne ja erst die ersten beiden Bücher des Autors, aber die haben mich sehr begeistern können! Familie Lawson wird demnächst bei mir einziehen und natürlich auch Aus Sternen und Staub.
Ob es mich stört dass die Geschichte an sich vorhersehbar ist werde ich sehen. Ich mag einfach seinen Stil und seine Erzählweise, da kann sowas dann gerne von mir mal übersehen werden bzw. ich mich einfach darauf freuen 🙂
Ich bin jedenfalls gespannt!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
Ich denke auch nicht, dass die Leute Klune wegen seiner innovativen Handlungskonzepte lesen, sondern weil er gerade in unruhigen Zeiten wichtige Botschaften und Werte vermittelt.
Die Familie Lawson konnte mich nicht völlig überzeugen, dafür Aus Sternen und Staub umso mehr. Und die ersten zwei Bände liegen auch schon griffbereit – allerdings erst nach einer längeren Pause 😀
Liebe Grüße,
Eugen
Na dann bin ich gespannt, wie mir die Familie Lawson zusagen wird 🙂 Vom Inhalt her spricht es mich auf jeden Fall sehr an!