Eine blaue Box mit J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ auf einer Holzoberfläche.

Der Herr der Ringe

von J. R. R. Tolkien


26.03.2021

  • Fantasy
  • ·
  • Phantastik

Der Herr der Ringe ist eines der bekanntesten und einflussreichsten Werke der phantastischen Literatur und hat schon seit Jahrzehnten eine riesige und treue Fangemeinde.

Die Vernichtung des Rings

Die Handlung des Herrn der Ringe dürfte beinahe jedem bekannt sein. Aufgrund der Ereignisse im Hobbit gelangt der mächtige Ring des Despoten Sauron ins beschauliche Auenland in die Obhut eines Hobbits, einem menschenähnlichen kleinen und friedfertigen Volk. Dieser Ring verleiht dem Träger große Macht, vergiftet aber sein Herz.  Als Sauron danach strebt, seine Macht wiederzuerlangen, wird dieser Ring zur Bedrohung.

Die vier Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin brechen auf, um den Ring zu vernichten. Im Laufe der Reise schließen sich ihnen der Zauberer Gandalf, der Elb Legolas, der Zwerg Gimli und die Menschen Aragorn und Boromir an. Später trennt sich die Gruppe und Frodo und Sam müssen alleine zum Schicksalsberg reisen, während der Rest der Gefährten den Kampf gegen den wiedererstarkten Sauron und seine Anhänger aufnehmen.

Gemächliches Erzähltempo

Da mein Vorwissen bislang ausschließlich aus den Filmfassungen stammt, war ich überrascht, wie langsam und gemächlich das Erzähltempo der Romane ist. Sind die Filme noch voller Action, so liegt der Fokus der Romane eindeutig auf der Atmosphäre. Teilweise sehr lange Landschaftsbeschreibungen dominieren das Geschehen und bestimmen das Voranschreiten der Handlung. Diese sind sehr malerisch und verbildlichen die Welt von Mittelerde auf eindrucksvolle Weise, drosseln an vielen Stellen allerdings auch das Erzähltempo.

Auffällig sind auch die vielen kleinen und großen Gedichte und Lieder, die von den unterschiedlichsten Charakteren oft vorgetragen oder besungen werden. Da ich sehr selten Gedichte lese, kann ich diese nicht vergleichen oder einschätzen, aber die Gedichte fügen sich in die Handlung ein und tragen dazu bei, der liebevoll ausgearbeiteten Welt noch mehr Leben einzuhauchen.

Schwächen im Plot

Der Herr der Ringe hat einige Schwächen, insbesondere was den Aufbau und Verlauf der Handlung angeht. Zum einen ist die Handlung ab dem zweiten Buch zweigeteilt. Die Handlungsstränge von Frodo und Sam und dem Rest der Gefährten werden erst beendet, bevor der nächste Handlungsstrang fortgesetzt wird. Hier hätte man ohne Probleme die beiden Haupterzählstränge häufiger wechseln lassen können. Dies hätte dann auch dazu beigetragen, die Zeitebenen innerhalb des Romanes zu begrenzen.

Zum anderen gibt es einige Szenen die wohl Kürzungen erleiden mussten und den Leser unbefriedigt zurück lassen. So wird die Schlacht um Isengart lange Zeit aufgebaut, nur um dann nacherzählt zu werden oder die Schlacht um Helms Klamm auf einigen wenigen Seiten abgehandelt. Auch der Pfad der Toten, auf den sich Aragorn begibt, wird zumeist in der Rückschau erzählt, was angesichts der Bedeutung für die Handlung fragwürdig erscheint.

Aber natürlich gibt es viele großartige Szenen, etwa die Dialoge des Zwergs Gimli und des Elben Legolas, oder die Wanderung Baumbarts mit Merry und Pippins durch den Fangorn Wald, die für mich die unterhaltsamste Stelle des gesamten Buches darstellt. Unvergessen bleiben auch Tom Bombadil und Frau Goldbeere, die mir auch jetzt noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Die wahren Helden der Geschichte

Eine zentrale Rolle innerhalb dieses Romans nehmen die vier Hobbits ein, die sehr unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen. Die Heimat und Lebensweise der Hobbits wird zu Beginn sehr ausführlich beschrieben und nimmt einen großen Teil des ersten Teils ein. Sie sind friedfertig, konservativ, naturverbunden und auch ein wenig naiv in ihrer Weltanschauung und ausgerechnet ihr Volk soll mit der Vernichtung des Ringes betraut werden.

Im Laufe der Handlung müssen Sie sich unterschiedlichen Gefahren stellen und innere und äußere Kämpfe bestehen, um ihren Auftrag zu vollenden. Gerade vor diesem Hintergrund halte ich das lange Ende für sehr gelungen, zeigt es doch endgültig die Verwandlung unserer vier Helden. Frodo gelangt auf seiner Reise zu Weisheit und erkennt die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt, Sam, sein Diener und heimlicher Held der Handlung lernt Verantwortung und Führungsverhalten. Merry und Pippin wachsen im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinaus und entwickeln ein hohes Maß an Mut und Tatendrang.

Bewährte Carroux Übersetzung

Die vorliegende Ausgabe liegt in der Carroux Übersetzung vor und bietet ein altmodisches Flair, was sich sehr angenehm lesen lässt, alles wirkt wie aus einem Guss. Da ich weder das Original, noch die Krege Übersetzung kenne, kann Ich diesbezüglich keinen Vergleich anstellen, doch man macht auf gar keinen Fall einen Fehler mit dieser Übersetzung, zumal Tolkien noch zu Lebzeiten Einfluss darauf nehmen konnte.

Wunderschöne Prachtausgabe

Vom Herrn der Ringe gibt es natürlich allein im deutschsprachigen Raum unzählige Ausgaben. Mir vorliegend ist die vom Klett Cotta Verlag zum 125. Jährigen Geburtstag von J.R.R. Tolkien veröffentlichte Schmuckausgabe. Hochwertiges Leinen, Fadenheftung, zwei Lesebändchen, stabiles Papier, bei den 50 beiliegenden Illustrationen von Alan Lee sogar nochmal extra starkes, dazu noch ein Schuber, Karten und ein umfangreicher Anhang – mehr kann man sich als Bücherfreund gar nicht wünschen. Problematisch wird es nur, wenn das Buch unterwegs gelesen werden soll, dieses Buch ist ein wahrer Ziegelstein und nur bedingt für die Bahn geeignet.

Pro/Contra

Pro
  • malerische Landschaftsbeschreibungen
  • unvergessliche Szenen
  • Carroux-Übersetzung
  • wunderschöne Prachtausgabe
Contra
  • die allerdings auch das Erzähltempo drosseln

Fazit


Der Herr der Ringe gilt zu Recht als Klassiker der Fantasy Literatur und überzeugt mit einer umfangreich ausgestalteten Welt und vielen kleinen Details. Über kleine dramaturgische Schwächen kann man leicht hinwegsehen und wer sich nicht vor Fantasy scheut und etwas Zeit mitbringt, den erwarten 1300 Seiten Lesevergnügen.

autor: J. R. R. Tolkien

Titel: Der Herr der Ringe

Seiten: 1293

Erscheinungsdatum: 1954

Verlag: Klett-Cotta Verlag

ISBN: 9783608960358

übersetzerin: Margaret Carroux

illustrator: Alan Lee

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