Auf einer Holzunterlage liegt ein Buch mit dem Titel „Als Dämon kriegst du nie genug“ von Robert Asprin. Auf dem Cover ist ein illustrierter Dämon im Anzug zu sehen.

Als Dämon kriegst du nie genug

von Robert Asprin


15.07.2023

  • Fantasy

Robert Asprin nimmt sich mit Als Dämon kriegst du nie genug (Myth Conceptions) einmal mehr klassischer Fantasy-Stereotypen an und entwirft eine umwerfende Parodie. Wie er das geschafft hat, erfährst du in dieser Rezension.

„Wenn man den Job erst mal hat, ist das ein Zuckerschlecken…“

Unsere Geschichte setzt ein Jahr nach den Geschehnissen des ersten Teils ein und führt uns zu jenem Gasthof zurück, auf dem wir den Zauberlehrling Skeeve und seinen Mentor Aahz zurückgelassen haben. Die beiden führen dort ein ruhiges Leben, bis sie die Kunde erreicht, dass das Königreich Possiltum einen Hofmagier sucht. Aahz ist sofort Feuer und Flamme und drängt Skeeve, sich um den Posten zu bewerben. Schließlich ist eine Stellung als königlicher Hofmagier der Traum jedes Zauberkünstlers: wenig Arbeit, viel Müßiggang und eine fürstliche Entlohnung.

Skeeve gelingt es tatsächlich, den Posten zu ergattern, doch eine Sache haben die beiden übersehen: Ein gewaltiges Heer droht, das Königreich zu überrollen. Unseren beiden Helden bleibt nichts anderes übrig, als eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen und sich den Angreifern entgegenzustellen.

Konsequente Fortführung des ersten Abenteuers

Fortsetzungen sind so eine Sache. Wenn der erste Teil einer Reihe begeistern konnte, dann freut man sich über die Gelegenheit, weitere Abenteuer zu erleben. Oftmals ist es allerdings so, dass diese Erwartung dann enttäuscht wird. Dies ist bei diesem Band – so viel sei verraten – nicht der Fall.

Parodie des Fantasy-Genres

Bereits der erste Teil bestand in weiten Teilen aus respektvollen Parodien des Fantasy-Genres. Den Weg setzt Asprin konsequent fort, spielt unsere Handlung doch zu weiten Teilen in einer mittelalterlich anmutenden Welt. Neben dem bereits bekannten Questen-Motiv rücken Aspekte wie die Magier-Zunft, Hofintrigen und unersättliche Kriegsmaschinerien in den Vordergrund.

In Asprins Kosmos haben Magier wenig mit wahrheitssuchenden und über den Dingen schwebenden Wesen zu tun. Die Magie ist ein hartes Business in einer Welt, der durch das Dimensionsreisen viele technologische Mittel zur Verfügung stehen. Folglich geht es nach dem Show-Prinzip nicht so sehr darum, was man kann. Sondern, wie man sich verkauft. Daher schmücken sich die Magier mit allerlei Tand, um das einfache Volk zu blenden. Es ist herrlich mit anzusehen, wie Aahz den gutgläubigen Skeeve über diesen Umstand aufzuklären versucht, während sich dieser verzweifelt an seine Vorstellungen klammert

Krieg mit ungewöhnlichen Mitteln

Auch die Schlacht um das Königreich entspricht nicht den hergebrachten Vorstellungen. Aufgrund diverser Hofintrigen müssen unsere Helden eine eigene Armee zusammenstellen. Während der Geizhals Aahz an diversen Söldnergruppierungen scheitert, gelingt es Skeeve in einer Kneipe, eine schlagkräftige Truppe, bestehend aus einem Imp, der seine magischen Kräfte verloren hat, einem senilen Bogenschützen, einem Gargoyle samt einem Feuersalamander und (möglicherweise) einem Gremlin, zusammenzustellen. Überhaupt wird man nur selten in der Fantasyliteratur eine so ungewöhnliche und unblutige Schlacht erleben. 

Weniger Wortwitze, mehr Situationskomik

Auffällig ist, dass die ganze Handlung deutlich stringenter aufgebaut ist als im Vorgängerband. Wieder einmal dominieren unterhaltsame Dialoge, die für ein hohes Erzähltempo sorgen und die Leserin durch das kurze Buch treiben.

Glücklicherweise hat der Autor beschlossen, den exzessiven Einsatz von Wortwitzen auf ein erträgliches Maß zurückzufahren. Die meisten Wortwitze funktionieren ohnehin nur bedingt im Deutschen (Stichwort Dimension Perv). Stattdessen setzt er neben vielen Wortgefechten und dem Spiel mit Stereotypen des Fantasy-Genres vermehrt auf Situationskomik. Dabei überschreitet er nie die Grenze zur Albernheit und wahrt den Respekt vor dem Genre und seinen Figuren.

Weiterentwicklung der Hauptfiguren

Eine große Stärke der Romane stellen die ebenso skurrilen wie liebenswerten Protagonisten dar. Allen voran natürlich der Zauberlehrling Skeeve und der Dämon Aahz. Skeeve ist die Figur, die die größte Entwicklung durchläuft. Im ersten Teil beschränkte sich seine Rolle auf die eines Pechvogels, auf dessen Kosten die meisten Späße gingen. Nur gelegentlich konnte erahnt werden, dass mehr in ihm steckt.

Diese Rolle ändert sich im zweiten Band insoweit, als dass er nicht mehr ausschließlich Zielscheibe aller Witze ist. Vielmehr wird immer deutlicher, dass in ihm eine starke Führungspersönlichkeit und eine großartige Persönlichkeit steckt. Gerade während des Krieges schwingt er sich zum treibenden Akteur auf und ist dort sogar Aahz überlegen. Diese neuen Aspekte bringen frischen Wind. Und sorgen dafür, dass die kleineren Reibereien noch unterhaltsamer werden, als es ohnehin schon der Fall war.

Liebenswertes und skurriles Figurenensemble

Zudem begegnen wir jeder Menge interessanter und skurriler Nebenfiguren. Lieb gewonnene Charaktere wie die Hexe Tanda oder der Imp Brockhurst kehren zurück. Und neue interessante Figuren wie der General Badaxe, der Schatzmeister Grimbel oder der Gargoyle Gus feiern ihren ersten Auftritt. Man merkt in jedem Dialog, dass der Autor Spaß daran hatte, gleichermaßen liebenswerte wie schrullige Figuren zu entwerfen und bringt sogar für die Gegenseite Sympathien auf.

Was bleibt?

Mit Als Dämon kriegst du nie genug ist Robert Asprin eine unterhaltsame Fortsetzung gelungen. Asprin legt seinen Fokus noch stärker auf die Parodie bekannter Genre-Klischees und führt zahlreiche interessante Figuren ein, die den Dämonen-Kosmos bereichern. Es ist schön zu sehen, dass viele Figuren eine vielversprechende Entwicklung erleben.

Schwächen wie der Einsatz von stumpfen Wortwitzen wurden nicht völlig ausgemerzt, aber auf ein erträgliches Maß zurückgefahren. Alles in allem handelt es sich um eine gelungene Fortsetzung, die Freunden kurzweiliger und humorvoller Fantasy-Abenteuer gefallen dürfte.

Ein handelsübliches Taschenbuch

Rein äußerlich handelt es sich um ein Taschenbuch aus dem Blanvalet-Verlag, das genau die Qualität besitzt, die man vermutet. Die Cover-Gestaltung durch Max Meinzold ist (gerade im Vergleich zu den alten Bastei-Lübbe-Motiven) in Ordnung, sorgt aber nicht für Begeisterungsstürme. Die Übersetzung stammt von Sylvia Brecht.

Pro/Contra

Pro
  • Humorvolles und kurzweiliges Abenteuer
  • Weniger (schlecht übersetzbare) Wortwitze
  • Starke Parodie des Genres
  • Liebevolle und skurrile Charaktere
Contra
  • Wahrscheinlich nur für Genre-Fans interessant

Fazit


Mit Als Dämon kriegst du nie genug ist Robert Asprin eine unterhaltsame Fortsetzung gelungen, die die gelungenen Aspekte des ersten Teils konsequent weiterentwickelt und schwächere Elemente zurückdrängt. Für Freunde kurzweiliger und unterhaltsamer Fantasy ein Muss!

autor: Robert Asprin

Titel: Als Dämon kriegst du nie genug

Seiten: 288

Erscheinungsdatum: 1981

Verlag: Blanvalet Verlag

ISBN: 9783734162807

Übersetzerin: Sylvia Brecht

illustratoren: –

Reihe: Die Dämonen (2)

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