Ein Hardcover-Buch mit dem Titel "Anime: Der ultimative Guide" mit einem farbenfrohen, illustrierten Einband, auf dem verschiedene Anime-Figuren abgebildet sind, steht auf einer Holzfläche.

Anime – Der ultimative Guide

von Joe O’Connell


30.10.2025

  • Sachbuch

In Anime: Der ultimative Guide stellt der britische Anime-Experte Joe O’Connell eine Auswahl an bekannten und weniger bekannten Anime-Titeln vor. Doch lohnt sich die Lektüre?

Von Schund zu Kunst

Die Außenwahrnehmung von Animes hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Lange Zeit galten sie als Nischenprodukte mit zweifelhaftem Inhalt und seltsamen Anhängern. Zudem nutzten viele (deutschsprachige) Fans Fansubs und andere rechtlich fragwürdige Methoden, um das begrenzte hiesige Angebot zu kompensieren.

Inzwischen hat sich die Situation grundlegend verändert. Animes sind längst im Mainstream verankert. Kein großer Streamingdienst kann es sich leisten, auf diese Inhalte zu verzichten. Ganze Generationen sind mit Werken wie Dragonball, Pokémon oder One Piece aufgewachsen. Und Regisseure wie Hayao Miyazaki, Makoto Shinkai oder Mamoru Hosoda erreichen über die Kerngruppe hinaus ein großes Publikum. So veränderte sich das negative Bild, das ohnehin niemals eine richtige Grundlage gehabt hatte.

Beyond Ghibli

Bei dem britischen Schriftsteller Joe O’Connell handelt es sich um den Betreiber des YouTube-Kanals Beyond Ghibli. Der, nebenbei bemerkt, im renommierten Badeort Bath wohnt. Dort bespricht der Mann mit der ruhigen Stimme seit Jahren bekannte und weniger bekannte Animes. Seine liebevoll produzierten Videos sind beinahe durchweg empfehlenswert. Doch wie schlägt sich unser Autor im gedruckten Format?

Chronologischer Aufbau

Das Buch folgt grundsätzlich einem chronologischen Aufbau. Wir beginnen im Jahre 1972 (Devilman) und arbeiten uns vor bis ins Jahr 2024 (Uzumaki, vermutlich nicht die beste Wahl). Jeder Anime wird großzügig bebildert und vermittelt auf diese Weise die für den Werkgenuss so wichtigen visuellen Eindrücke. Die Kehrseite: Natürlich bleibt dann wenig Platz für ausführliche Besprechungen oder Analysen.

Unser Autor greift in seinen Texten vielmehr ein oder zwei Aspekte auf, die diese Werke aus seiner Sicht ausmachen. Das kann sich von Titel zu Titel unterscheiden. Mal sind es handwerkliche Besonderheiten, mal die historische Bedeutung für das Genre. Und manchmal auch nur persönliche Erinnerungen.

Auch wenn ich längst nicht jeden vorgestellten Anime kenne: In den meisten Fällen trifft er die Essenz des jeweiligen Werks. Und das ist ob der Kürze des zur Verfügung stehenden Platzes eine beachtliche Leistung. Was besonders gut gefällt: Neben einigen Standardinformationen finden wir zu jedem Titel Querverweise und weiterführende Empfehlungen.

Aufgelockert wird der chronologische Aufbau durch längere Texte („Spotlights“), die sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren. Das kann ein bestimmtes Genre (Magical Girl, Shōnen), ein wichtiges Studio (Studio Ghibli, Kyoto Animation) oder ein bedeutender Regisseur sein.

Gelungene Auswahl

Es gibt unzählige großartige Animes. Und eine Auswahl von lediglich hundert Werken kann unmöglich auch nur annähernd vollständig oder unumstritten sein. Doch der Platz in einem Printwerk ist nun einmal begrenzt.

Dafür hat unser Autor eine ausgesprochen gute Auswahl getroffen. Man merkt einfach, dass er sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema auseinandersetzt. Natürlich dominieren Klassiker wie Ghost in the Shell, Neon Genesis Evangelion, Cowboy Bebop oder Akira. Aber auch recht aktuelle Titel wie Chainsaw Man, Frieren oder Delicious in Dungeon finden ihren Platz. Daneben dürfen wir längst vergessene Titel wiederentdecken und uns über den einen oder anderen Geheimtipp freuen.

Was bleibt?

Anime: Der ultimative Guide von Joe O’Connell macht Lust auf das Thema Anime. Natürlich steckt in der Formulierung des Titels viel Marketing. Hundert Titel reichen einfach nicht aus, um alle wichtigen Werke abzudecken. Aber dem Autor gelingt es tatsächlich, eine ansprechende Auswahl zu treffen, die sowohl Fans als auch Neueinsteiger anspricht. Es ist schwer vorstellbar, dass man nach der Lektüre dieses Buches keine Lust hat, einen Anime zu schauen. Und damit erfüllt es seinen Zweck vollends.

Gelungene Buchgestaltung

Die deutsche Ausgabe erscheint im Prestel Verlag und überzeugt durch hochwertige Materialien. Insbesondere das dicke Papier und der stabile Einband veredeln das Leseerlebnis. Machen das Buch aber auch zu einem wahren Ziegelstein.

Besonders erfreulich: Es gibt nicht nur ein Leseband, sondern sogar eine Fadenheftung. Auch bei der inneren Gestaltung hat man sich Mühe gegeben. Es macht einfach Spaß, durch das Buch zu blättern und die vielen kleinen Details zu entdecken. Alles in allem entspricht die Ausstattung dem aufgerufenen Preis.

Pro/Contra

Pro
  • Gelungene Titelauswahl
  • Punktgenaue Texte fangen die Essenz der Werke ein
  • Hochwertige Druckausgabe
Contra
  • Bildauswahl nicht immer überzeugend

Fazit


Anime: Der ultimative Guide von Joe O’Connell stellt eine gelungene Auswahl von Animes dar, die repräsentativ für das gesamte Genre stehen. Neueinsteiger werden neugierig auf das Genre gemacht, Fans können die eine oder andere Perle (wieder)entdecken.

autor: Joe O’Connell

Titel: Anime – Der ultimative Guide

Seiten: 304

Erscheinungsdatum: 2025

Verlag: Prestel Verlag

ISBN: 9783791376318

Übersetzer: –

illustrator: –

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt

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